Andacht zum Monatsspruch März 2024

Liebe Gemeinde,

das Entsetzen war in den letzten Jahren immer wieder groß. Scheinbar hört es auch nicht auf. Einer Schreckensnachricht folgt eine neue Krise. Entsetzt gingen Menschen in den vergangenen Wochen auf die Straße, um zu demonstrieren. Entsetzt haben wir die Nachricht von zahlreichen Missbrauchsfällen in unserer Kirche vernommen. Es kommen viele schreckliche Dinge ans Licht.

Wie gehen wir mit unserem Entsetzen über diese Welt und über unsere Kirche um? Welches Verhalten wählen wir? Es gibt die Option in das Meckern der Welt einzustimmen. Es gibt die Möglichkeit zu kapitulieren und Dinge zu akzeptieren, die wir vor Kurzem noch abgelehnt hätten.

Seit dem 14. Februar befinden wir uns in der diesjährigen Passions- und Fastenzeit. Tief ist der Gedanke, dem Kreuz und Leiden von Christus nachzugehen, in unsere kirchliche Tradition eingeprägt. All das, was ich gerade kurz benannt habe, kann nur eines zur Folge haben. Wir suchen nach ihm: Jesus von Nazareth. Woher soll meine Hilfe kommen? Das fragt der Beter im Psalm in seinen Herausforderungen und er gibt die Antwort gleich mit: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und der Erde gemacht hat. Ich kann jeden, der diese Zeilen liest, mehr ermutigen Christus zu suchen. Jede Not, die uns begegnet und jede Schuld, die ans Licht kommt, darf uns ins Gebet treiben. Als Christen dürfen wir lernen, dass wir jeden Tag persönlich umkehren und neu anfangen können. Wir können für uns, aber auch stellvertretend für andere Buße tun, das heißt um Vergebung bitten.

Wir als Christen sind dazu berufen, in jeder schwierigen Zeit unseren Herrn zu suchen – auf die Hoffnung zu sehen, statt nur auf die Angst und das Entsetzen. Wie geht das? Indem wir fasten, die Bibel lesen und beten. Es gibt genügend Menschen, die meckern und die Nase voll haben. Manche verlassen die Kirche. Ich sehe weniger Menschen, die Leid und Unrecht benennen, zur Buße rufen und ihre unperfekte Kirche lieben! Lasst uns einen Unterschied machen und – so wie viele Menschen heutzutage auf die Straßen gehen, um gegen Rechtsextremismus aufzustehen – eine Bewegung der Buße und des Gebets starten.

Wenn wir die Energie des Entsetzens in Energie des Betens umwandeln, wie groß wird wohl diese Kraft in der Kirche für die Welt sein?!

Die Jünger sind einen jahrelangen Weg mit ihrem Rabbi Jesus gegangen. Sie haben Wunderbares erlebt. Sie wurden von Jesus persönlich ausgewählt. Sie haben die Wunder ihres Herrn sehen dürfen. Seine kraftvollen und klaren Predigten haben sie gehört. Sie haben angefangen zu glauben und den Weg ihres Herrn vorzubereiten. Vieles haben sie nicht verstanden, von dem was er über sein Ende gesagt hat. Er stirbt am Kreuz, und seine Jünger müssen mit ansehen, wie all ihre Hoffnungen zerstört werden. Jetzt gehen sie ans Grab und finden ihn wieder nicht. Der Engel deutet Ihnen das leere Grab. „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ (Mk 16,6) Jesus ist auferstanden!

Ich selbst habe sicherlich nur wenige Antworten im Blick auf die Not in unserem Land und in der Kirche. Sicher braucht es auch gangbare Lösungen. Was ich aber sicher verstanden habe, ist folgendes: Christen müssen manche Kreuzeswege gehen, denn auf diesem Weg ist ihr Herr selbst gegangen. Dabei dürfen wir lernen auf das Kreuz zu schauen und die Kostbarkeit entdecken, dass Jesus für uns gekreuzigt wurde. Sein Tod ist unser Leben. Von IHM erwarten wir alles, auch im Leiden. Das neue Leben in Christus besteht darin, nicht in Verzweiflung und Angst zu leben, sondern mit Hoffnung und Trost und zu erwarten, dass unser Herr wiederkommt. Das ist der Weg, auf den er seine Kirche gestellt hat. Dieser Weg bleibt an manchen Tagen schwer, aber er ist voller Hoffnung.

Ich wünsche euch eine gesegnete Passions- und Osterzeit
Euer Pfr. Michael Ahner

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