Andacht zum Monatsspruch Juli 2023

Liebe Gemeinde,

heute mal eine nachdenkliche Frage an uns alle: Wie ernst nehmen wir eigentlich die Worte, die Jesus gesagt hat? Also, manches geht uns ja runter wie Öl. Ich denke da an Worte wie: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Oder: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Aber wie ist es mit Worten wie z.B. der Monatsspruch von Juli? Er stammt ja aus der Bergpredigt, gehört also zu den ganz zentralen Predigtworten, die Jesus uns mit auf den Weg gegeben hat:

„Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“ (Matthäus 5,44f)

Na gut, verfolgt werden wir ja in unserem Land glücklicherweise nicht und es ist auch wunderbar, wenn Sie mir jetzt vielleicht entgegnen: Also, Feinde habe ich eigentlich auch keine. Und dennoch mache ich Ihnen mal einen Vorschlag: Haben Sie den Mut, das Jesuswort in Bezug auf einen unangenehmen Zeitgenossen auszuprobieren?

Ich bitte Sie, sich mal eine konkrete Person vorzustellen: einen nervigen Nachbarn, so eine ekelhafte Arbeitskollegin, einen blöden Politiker, den ungläubigen Kirchenführer, vielleicht auch eine besserwisserische Schwiegermutter, den überheblichen Chef oder eine andere Person, über die Sie sich so richtig ärgern könnten.
Haben Sie jemanden gefunden? Dann können wir es ja mal probieren. Ich mache jetzt einen Gebetsvorschlag:
Lieber Herr Jesus Christus, ich bitte dich für … (bitte den Namen einsetzen). Du siehst, dass ich mich oft über … ärgere. Schenke mir, dass ich nicht nur das Schwierige an … sehe, sondern auch die positiven Seiten. Hilf mir, … mit deinen Augen zu sehen. Hilf mir, dass ich über … auch mal ein gutes Wort sagen kann. Amen.

Ist Ihnen das Gebet schwergefallen? Es geht meist nicht so leicht über die Lippen. Schimpfen und Aufregen geht im Allgemeinen viel leichter. Wir werden jedoch bei zunehmender Anwendung solcher Gebete spüren, dass sie uns verändern, dass wir zwar weiterhin die Taten, Haltungen, Verfehlungen des Anderen sehen, aber gleichzeitig ihn trotz allem als einen Menschen wahrnehmen, der Jesus nicht egal ist, ja, den er sogar liebt. Nicht umsonst hat Jesus am Kreuz in tiefer Todesnot für seine Feinde gebetet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Und, einen Menschen, für den ich bete, den kann ich nicht verachten und beschimpfen, trotz seiner evtl. verachtungswürdigen Taten. Und damit würden wir uns als Christen von so vielen in unserer schimpfenden Gesellschaft unterscheiden. Wir würden eben nur noch die Taten kritisieren und für die Person beten. Dazu fordert uns Jesus auf. Ja, er nennt das ein Kennzeichen der „Kinder eures Vaters im Himmel“.

Ich wünsche Ihnen / Euch immer wieder den Mut, auch die schwierigen Worte von Jesus im Alltag umzusetzen. Eine gesegnete Sommerzeit und, wenn möglich, einen wunderschönen Urlaub!

Ihre / Eure Pfarrerin Regina Regel

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